Giuseppe Motta
Dr. phil. Studium der Philosophie an den Universitäten von Mailand (Università degli Studi), Paris (EHESS) und Marburg (Philipps-Universität). 2011 Promotion an der Universität Trier unter der Leitung von Prof. Bernd Dörflinger mit einer Arbeit über Die Postulate des empirischen Denkens überhaupt. Kritik der reinen Vernunft, A 218–235/B 265–287, Berlin/Boston: de Gruyter (2012). Seit März 2013 ist Giuseppe Motta wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität in Graz.
Die Einheit des Bewusstseins im Kontext des § 17 der B-Deduktion
Abstract
Die Einheit des Bewusstseins ist offensichtlich das Hauptthema des § 17, denn alle (unterschiedlichen) Absätze des Paragraphen können als Versuche gelesen werden, diesen Begriff inhaltlich und in systematischem Zusammenhang innerhalb der Deduktion der Kategorien zu präzisieren. Die zwei fundamentalen Elemente dieser komplexen Definition lassen sich unter den Begriffen "Synthesis" und "Objekt" auffassen: - Durch die Einheit des Bewusstseins werden verschiedene getrennte Vorstellungen in einer einheitlichen Vorstellung synthetisiert bzw. synthetisch zusammengefasst. - Diese Synthesis gilt als einzige mögliche Definition des Objekts und der objektiven Erkenntnis überhaupt. Auf Grund der genauen Analysen der Paragraphen 16 und 17 lassen sich zwei unterschiedliche Bedeutungen der Einheit des Bewusstseins trennen: (1.) die Einheit des Bewusstseins als Bewusstsein der nicht bloß analytischen Einheit der Synthesis des Verstandes in seinem reinen Verbinden (Gegenstand von § 16) und (2.) die Einheit des Bewusstseins der Vorstellungen in der synthetischen Verbindung derselben, die z. B. eine Linie oder ein Objekt definieren (Gegenstand von § 17). Im Begriff der "Einheit des Bewusstseins" wird somit der Paradigmenwechsel vollzogen, der später den Übergang selbst von der "objektiven Einheit des Selbstbewusstseins" (Hauptthema des § 18) zu einer Theorie der Synthesis im Urteil (Hauptthema des § 19) möglich macht.